Bedrohliche Schneemengen

Lange hat's gedauert, nun ist der Winter definitiv da. Die Zeit zwischen mitte Januar und Mitte Februar wir Hoch- oder Mittelwinter genannt. In dieser Zeit kann mit Frost- und Eistagen sowie grösseren Schneemengen gerechnet werden. Ab mitte Februar herrscht per Definition Spätwinter und um den 20. März herum werden die Lift- Anlagen in Jaun geschlossen.


Die grossen Schneemengen die nun in kurzer Zeit gefallen sind, brachten aber nicht nur Freude. Die Lawinengefahr stieg schlagartig und  auch bei uns mussten einige Vorkehrungen  getroffen werden. Der Weg nördlich vom Jaunbach zum Fussballplatz, der gleichzeitig als Langlaufloipe dient, wurde vorübergehend geschlossen und die Feriengäste im Chalet neben dem Fussballplatz wurden aufgefordert abzureisen.

Die Schlittelpiste wurde ebenfalls für einige Tage gesperrt.

Der erste Februar machte diesen Winter zu einem richtigen Winter, der Schnee fiel und fiel und fiel... Die Schneedecke wuchs neben unserem Haus von geschätzten 30 cm über Nacht auf 86 cm. Sorgen machte uns dies nicht wirklich, doch dann tauchten Feldstecher und Gemeindepersonal auf. Der Forstwart entdeckte einen Riss der Schneedecke oberhalb der gegenüberliegenden "Chälle". Er vermutete, dass der Pulverschnee eine Staublawine auslösen könnte und die Feriengäste die unmittelbar neben dem Lawinenzug logierten wurden gebeten, das Haus sicherheitshalber zu verlassen.

Die Passstrasse wurde ebenfalls gesperrt und die Skipsten wurden zuerst genauestens inspiziert und der Schlittelweg gesperrt. Die Lage entschärfte sich ab Dienstag ohne dass Schaden entstand.



Auf der Suche nach eindrücklichen Schneemengenbilder für die Galerie stiess ich auf die Infotafel neben dem Restaurant Hochmatt. Dort wird der Bau der Lawinenschutzvorrichtungen vom Oberrügg in den 90 Jahren erläutert. Sie schützt das Dorf vor Lawinen vom südlichen Hügelzug. Verschiedene baulichen Massnahmen  versuchen den Anbruch von Lawinen zu verhindern. Die verschiedenen Stützverbauungen bewirken, dass einer kriechenden oder gleitenden Schneedecke eine festverankerte, bis an die Schneeoberfläche reichende Stützfläche entgegengestellt wird. Im Oberrügg wurden Stahlschneebrücken, Schneenetze, Holzschneerechen undDreibeinböcke erstellt. Mein Mann errinnert sich übrigens noch gut an die Aufstiege zu Fuss zur Arbeit. Um das Gelände zu erreichen wurde im Hang eine Forststrasse errichtet, danach gings nur zu Fuss weiter. Materialtransporte wurden mit dem Helikopter ausgeführt. Über 5 Jahre war er für Lawienenverbauungen tätig und wenn man ältere Jauner auf Lawinen anspricht, weiss jeder eine eindrückliche Geschichte zu erzählen. Ein Zeitungsbericht vom 11. Januar 1954 und ein Fernsehbeitrag vom 28. Januar 1968 erzählen ebenfalls davon.

 

Weitere Lawinenverbauungen stehen auf der Nordseite oberhalb von Jaun. Dort wurde auch aufgeforstet und die Bauten sind zum Teil gar nicht mehr ersichtlich. Die Galerie zwischen Im Fang und Jaun dient ebenfalls zur Sicherheit vor Lawinenniedergängen und oberhalb der Jaunpassstrasse wurden ebenfalls Lawinenverbauungen errichtet.

Die Lawinengefahr ist jedoch mit dem Klimawandel deutlich zurückgegangen. Die einzige ernsthafte Lawinengefahr habe ich vor 16 Jahren miterlebt. Die Gefahr lag damals förmlich in der Luft. Strassenabschnitte wurden gesperrt und ständig überwacht, die Milch der Bauern par Helikopter transportiert und in der Gaststube wurden gemütliche Jassrunden abgehalten.

Ungefährliche Lawinenabgänge sind zwar üblich, vor allem im Frühjahr. Sie werden aber ebenfalls seltener und wer Glück hat, kann das eindrückliches Naturschauspiel sogar selber beobachten. Ich habe jedenfalls ein interessantes Küchenfenster, wenn nicht gerade Lawinengefahr herrscht.

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