Das Schlitteln wird in der Schweiz wieder entdeckt. Was früher als Transportmittel für Heu von den Heuschürli ins Tal gedacht war, ist heute wieder eine Trendsportart. Bei uns wird zwar nicht olympisch gerodelt, dafür familiär geschlittelt. Die 10 Millionen Jahre alten Gastlosen sind eine einmalige Kulisse. Wer sich Zeit nimmt, entdeckt sogar das Grossmutterloch, ein Felsentor, in der Bergkette. Der Weg ist übrigens auch im Sommer sehr attraktiv.
Bewegung und Spass in der einmaligen Natur im Jauntal sind garantiert.
Dieses Jahr zieht die immer noch dünne Schneeschicht keine Massen Skifahrer an, jedenfalls in Jaun ist der Ansturm eher im unteren im Normalbereich. Alle sind zufrieden dass Schnee liegt, aber es
ist eben doch knapp.
Die Schlittler ziehen jedoch unaufhaltsam in die Höhe. Dass Schlitteln wieder im Trend ist, merken wir nicht nur an der Kasse (da ist meine Winterarbeitstelle). In Kanton Freiburg sind wir die einzige Station, die einen Schlittelweg mit Beförderung anbietet. Zur Erklärung lege ich jeweils einen Situationsplan vor und sage mein Sprüchlein auf:
Wir befinden uns hier an der Kasse. Sie gehen nun über die Brücke zur Talstation. Dort bekommen sie ihren gemieteten Schlitten oder Rodel gegen vorweisen der Quittung. Auch die mitgebrachten Bobs
können dem Personal übergeben werden, welche die Gefährte sicher am Sessel aufhängt und in der Bergstation auch wieder abgeladen werden. Danach geht's ungefähr 10 Minuten zu Fuss auf gleicher
Höhe zum Panoramaplatz von wo aus geschlittelt werden kann. In der Mitte sind nochmals 10 Minuten zu Fuss zu gehen und danach geht's rassant ins Tal. Da angekommen ist die Quartierstrasse meist
schwarz geräumt. Bleibt man auf der linken Bachseite kommt man wieder direkt zur Talstattion der Sesselbahn für eventuell eine weitere Fahrt oder um die Mietschlitten abzugeben. "Super"
heisst oft die Antwort und bezieht sich meist auf die optimale Situation, gleich wieder im Skigebiet und in Parkplatznähe zu sein.
Heute wollte ich's mal etwas genauer wissen und habe die Schlittlergemeinde beim Panoramaplatz unter die Lupe genommen. Letztes Jahr war ich viel mutterseelenallein auf dem Schlittelweg unterwegs. Heute hab ich aber meinem lädierten Knie nochmals einen Ruhetag gegönnt und eben "nur" einen Fussmarsch hin und zurück geplant.
Schon bei der Bergstation der Sesselbahn wurden die Schneegefährte unter Gelächter bis zum Bärghus ausprobiert. Dort machten die Gruppe schon mal einen Verpflegungsstop.
Der Panoramaweg wurde diesen Sommer noch ganz fertig gestellt und der Schnee von den vielen Besuchern richtig hart gestampft und sehr gut begehbar. Der Panoramaplatz ist ideal gelegen, nach einer
leichten Kurve eröffnet sich der Blick auf die Gastlosenkette und die Sonne entkräftet die steife Brise augenblicklich! Da hab ich mich gerne niedergelassen um aufzutanken und zu
beobachten.
Niemand war hier alleine. Familien, kleinere,grössere, jüngere und ältere Gruppen kamen an, machten Rast oder schlittelten gleich los. Ausser deutsch und französisch wurde auch mal russisch (!) gesprochen, immer in heiterem Ton. Die Berge wurden bestaunt und fotografiert, meist mit einem Selfie verbunden.
So vielfältig wie die Menschen waren auch ihre Gefährte. Neben den gemieteten Objekten waren die Bob's in traditioneller Form wie auch mit lenkbaren Kufen und erhöhtem Sitz, also veloähnlich zu sehen. Die neueren Rodel laufen langsam dem traditionellen Davoser Schlitten den Rang ab, was ich gut begreifen kann.
Ich habe die Rodel leztes Jahr selber getestet und war angenehm überrascht. Die gewobene Sitzfläche federt nämlich sämtliche Schläge ab und die Gleitfähigkeit ist eindeutig besser. Bei Pulverschnee, wie zu beginn der Saison, sind die Bob's jedoch unschlagbar. Der Bob ist am einfachsten zu lenken, wenn man sich daraufkniet, da sich so das Gewich verteilt und man nicht bei jedem hastigen Lenkmanöver aus der Bahn katapulitiert wird.
Auch die Schlittler von heute hatten schon ihre eigenen Strategien entwickelt und diese jeweils bekannt gegeben. So wurde die Reihenfolge der Fahrer festgelegt weil eben dies und jenes... zwei Frauen haben gleich festgehalten, dass sie weder bremsen noch steuern könnten, also um Nach- und Rücksicht baten.
Bekannte Gesichter waren auch auf dem Weg und freuten sich ebenfalls an der Sonne und der abwechslungsreichen Beschäftigung. Bei dieser Gelegenheit wurde auch ein Halt bei der neuen, heimeligen Buvette im Sattel eingerechnet.
Sobald mein Knie wieder einsatzfähig ist, werde ich gerne von der Strecke, dem Grossmutterloch und meien Iglus berichten. Bis dann Rodel ahoi!
Ein begeisterter Schlittler der in Colorade wohnt und seine hier wohnende (aus Schottland stammende) Mutter besuchte, hat letztes Jahr dieses unterhaltsame und witzige Video gedreht. Thanks
to Madam Beckham and her family!
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