Alpaufzug Im Fang

Traditonellerweise ziehen anfangs Mai die Kuhherden vom Tal auf die Alp. Die meisten Tiere werden heutzutage im Anhänger transportiert da der Verkehr auf der schnellen Kantonsstrasse beträchtlich und nicht ungefährlich ist. Die Familie Jaggi nimmt die Strecke von der Praz Jean bis Im Fang trotzdem mit den Vierbeinern unter die Füsse und ich durfte sie gestern Abend begleiten.


Etwas nach 18 Uhr traf ich zu Fuss in der Praz Jean im westlich vom Fang ein und das Glockengeläut war schon zu hören obwohl die Kühe noch im Stall angebunden waren. Der beschäftigte Bergbauer gibt zwischendurch seiner Nichte und seinem Neffen Anweisungen was noch erledigt werden sollte. Eduard, sein Vater, geht still seiner Arbeit nach und fragt ab und zu nach, was Robert wo und wie haben oder machen will. Die Tiere loszubinden ist schon eine heikle Aufgabe, durch muhen tun sie ihren Unwillen Kund, immer noch hier zu sein. Ungestüme Bewegungen sind bei behornten Kühen jedoch ein gewisses Risiko dessen mach sich bewusst sein muss, steht man in der Nähe. Ungeduldig warten die Kühen nun in der Weide vor der Strasse bis es endlich los geht. Mit Erich und seinen zwei Kindern kommt ein weiterer Helfer dazu und die Männer Jaggi sind in der Tracht bereit für den Marsch.

Bis Im Fang müssen sich die Autofahrer jetzt gedulden und die Chüjer verhindern mal rechts mal links den Tieren einen Abweg. Die Nervosität legt sich aber rasch, das Vorankommen geht gut von statten und schon eingangs Dorf stehen die Fanger am Strassenrand um den einzigen traditionellen Alpaufzug Im Fang zu bewundern. Erst mal auf die Kleinmungstrasse abgebogen steht beinahe vor jedem Haus jemand und die Dorfjugend ist ebenfalls anwesend. Nach den letzten Häusern geht es links hoch in den "Hiestaude" oder eben Hoher Stalden. Jetzt pressiert es definitiv niemandem mehr und unter das Geläut mischt sich auch ein Jutzer. Gemächlich ziehen nun die Kühe, Rinder und Jungtiere hinauf zur Berghütte und auf die hintere Weide. Sie scheinen zu wissen dass sie nun angekommen sind. Mit Traktor, Jeep und Anhänger kommen auch die weiteren Gerätschaften an bevor sich alle zum Nachtessen an den Tisch setzten. 

Später am Abend werden die grossen, schönen Glocken durch kleinere, einfachere ersetzt. Die Sonne geht langsam unter und im Westen leuchtet das Abendrot durch das Fenster, während in der Feuergrube das Feuer für das Kaffeewasser prasselt. Zu jeder Berghütte gehört seit jeher ein wärmendes Feuer mit seinem Rauchgeschmack, der mit meinen Kleidern nach Hause kommen wird. Heute Abend schlafen Robert, Elian und Pierre zur Feier des Tages hier, in dem kleinen Zimmer unter dem Dach passen gerade zwei Betten und ein Sofa rein.

Ich habe mir vorgenommen, diesen Sommer ein paar weitere Berghütten und ihre Bewohner zu besuchen um den Geschichten am Feuer zu lauschen und vom Alpsommer zu berichten. Herzlichen Dank der Familie Jaggi, dass gestern ein Mädchenwunsch in Erfüllung ging!

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Kommentare: 2
  • #1

    Christina (Sonntag, 22 Mai 2016 08:59)

    Kühe mit schön geformten Hörnern hat er schon, der Robert

  • #2

    Russi Mary (Montag, 23 Mai 2016 15:05)

    Bin ich stolz auf meinen göttibueb Robert! Ist das was schönes, schade das ich nicht dabei war!! Hole es nach mal im hohen stalden einen Besuch abzustatten, also dann bis gli, liebe Grüsse aus Andermatt

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