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z'Bärg

Die Sonnenscheindauer misst sich dieses Jahr im Mai eher in Minuten als Stunden.

Auch heute schaut die Sonne ab und zu zwischen den Wolken hervor,Gelegenheit also ein paar Maifotos zu machen. Ein aktuelles Landschaftsbild 2021 sollte ja auch einst als Coverbild mein Buch zieren. Eher per Zufall entschliesse ich mich, nach der Sonnenseite in Jaun, noch das Wegkreuz zwischen dem Gschwend und dem Bizali zu besuchen. Nach meiner Erfahrung ist die BG und Anton um diese Zeit schon im Stall und ich rechne mit keinem Gegenverkehr. Weit gefehlt!


 

Schon nach der zweiten Kurve kommt mir das Auto der BG entgegen, Martin und Dominik an Bord. Oha, ich war zu früh mit meinen Erfahrungen. Beim Wegkreuz warte ich auf gutes Licht für ein Foto, als ich schon wieder Motorengeräusche vernehme. Anton und Julian kommen vom vom Bizali hinunter. Da staune ich doch nicht schlecht, normalerweise melken sie um diese Zeit im Forny. Es vergehen keine zwei Minuten, braust Cottec in Bergrichtung um die Kurve und kurz darauf hält Anton von unten kommend neben mir sein Auto an. Welcher Verkehr hier um diese Zeit!

 

Anton hat  lange Jahre als unterhaltsamer Posaunenkollege in der Blasmusikprobe neben mir gesessen. Seither sieht man sich auf der Strasse wenn sich unsere Wege kreuzen. Höfflich frage ich nach, ob die Melkmaschine kaputt sei. Anton sitzt nämlich mit Melkerbluse im Auto und die Kühe die ich weiter unten gesehen habe, könnten seine sein. Woher ich das denn nun schon wieder wisse, fragt er ersaunt. Nun wenn Michael von Cottec hier rasant unterwegs ist, hat das einen Grund. Da stimmt mir auch  Anton schmunzelnd zu. Mit der Pumpe sei etwas nicht in Ordnung, es sei der erste Abend im Bizali und letzten Herbst lief die Maschine fehlerfrei.  Nun werde halt später als üblicherweise um 16 Uhr gemolken. Da ich schon mal da bin, werde ich gerne ein paar Fotos vom Alpaufzug machen und verabschiede mich von ihm.

 

Das Kuhgeläut ist schon zu hören, die Tiere nicht mehr weit. Mein Auto steht aber vor der Aussicht und ich verstelle es noch kurz bevor die Grasdamen am Wegkreuz vorbeiziehen.  Ich wechsle mit Juniorchef Julian ein paar Worte und schliesse mich der Herde an. Mein Auto steht auf halbem Weg zur Hütte und ich entschliesse kurzer Hand, bis hinauf zum Stall mit zu gehen. Einem Alpaufzug, ist er auch noch so einfach, wohnt immer ein spezieller Zauber bei. Das Jungvolk der Kälber begrüsst die Älteren "ohne Stimmbruch muhend", auch sie scheinen sich über die Ankunft und zukünftige Gesellschaft zu freuen. 

 

Nun muss jede Kuh an den richtigen Platz im Stall gebracht und angebunden werden. Die ersten paar Tage sind sie sich ihre Plätze noch nicht alle gewohnt, danach gehe alles von alleine, bestätigt mir Anton.  Michael konnte unterdessen den Schaden behen und verabschiedet sich nach einem kurzen Bauerngespräch. Ich lasse die Herren ihres Amtes walten, ihre gewohnten Griffe kenne ich aus unzähligen Milchkontrollen in anderen Ställen. Die Anlage ist überall in etwa die selbe. Nur fehlen heute die Messbecher, da ich ja per Zufall und nicht amtlich hier bin.  Die fehlende halbe Stunde kann zwar nicht aufgeholt werden, aber es geht zügig voran. Julian nimmt sich trotzdem die Zeit, ein Glas Rivella zu servieren im Stall. Anton hat schliesslich alle Kuhschwänze angebunden und kümmert sich nun um den Kalberstall. Ich will die zwei nicht weiter aufhalten und verabschiede mich bald danach. 

 

Bleibt allen Jauner Bauern die dieser Tag zBärg ziehen Glück und Gesundheit in Haus und Stall und einen guten Alpsommer zu wünschen.

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Kommentare: 6
  • #1

    Willy Schönenberger (Sonntag, 23 Mai 2021 08:22)

    . . . Eine feine Reportage, mein Kompliment dafür der Bloggerin und ein kleiner Dank meinerseits den Sennen für ihre mühevolle, aber kostbare Arbeit.
    Natürlich werde auch ich 2x NEIN stimmen.
    PS: Welcher Freiburger Herr ist auf dem Sockel des Kreuzes aufgeführt? Während meiner Dienstzeit auf dem Tosse die Inschrift xmal gelesen, aber jetzt vergessen . . . man wird älter!

  • #2

    Marlies (Montag, 24 Mai 2021 07:35)

    ...vielen Dank für die Blumen! Auf dem Sockel ist Louis Gendre aufgeführt, der ehemalige Besitzer der Alpen. Auch hier wird man nicht jünger ;-)

  • #3

    Willy Schönenberger (Montag, 24 Mai 2021 10:08)

    Danke für die Antwort. Vielleicht erlebe ich "das Jüngerwerden" bei diesem Kreuz nochmals?!

  • #4

    Alfons Jaggi-Mooser (Montag, 24 Mai 2021 12:12)

    Betreff dem Kreuz: Die Inschrift lautet: Louis de Gendre Bienfaiteur de l'Association parroissiale de St. Nicolas Fribourg. Er war seinerzeit Eigentümer der Alpweiden Bi Chalet, Gross Tosse und Chauplan und ''La Gueyre'' (Schüdweid) auf Gebiet Val de Charmey im Klein-Mungtal Die Ehe war kinderlos. Somit vermachte er die Alpweiden der genannten Vereinigung. In den 1990 Jahren verkaufte sie diese Vereinigung an die jetzigen Besitzer.

  • #5

    Marlies (Montag, 24 Mai 2021 13:09)

    Vielen Dank für die Präzisierungen! Während der Armeezeit war der Tossen sicherlich auch sehr belebt. Mit den Erinnerungen der diensthabenden Soldaten liesse sich wahrscheinlich ein Buch füllen.

  • #6

    Willy Schönenberger (Montag, 24 Mai 2021 17:06)

    Meinerseits auch Alfons besten Dank für die Präzisierung. Ich fühle mich wie vor mehr als 30 Jahren, als ich und meine Festungskollegen den Tosse "unsicher" machten (1975-1987).
    Ein Buch wäre eine realisierbare Idee . . . mit viel Aufwand verbunden, aber wer interessiert sich noch dafür?

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