
Artikel der Freiburger Nachrichten
Das Tagebuch eines Handwerkers verrät Details über den Bau
Der Zimmermann Hermann Schuwey aus Im Fang arbeitete vor 80 Jahren am Bau des Soldatenchalets mit. Die Arbeiten hielt er in seinem Tagebuch fest. Zwei seiner Kinder erinnern sich zurück.
Ein gepflegtes Chalet, dekoriert mit roten und rosafarbenen Geranien. Neben dem Haus rauscht der Klein Mungbach. Der Besitzer Beat Schuwey und seine Schwester Christiane Brülhart-Schuwey, angereist aus Freiburg, sitzen an einem Tisch. Vor ihnen liegen die Tagebücher ihres Vaters Hermann Schuwey. Der Zimmermann aus Im Fang war 1945 am Bau des Regimentchalets beteiligt, das ursprünglich als Ausbildungsort für das Militär erbaut wurde (siehe Kasten). Von manchen Soldatenchalet genannt, feiert das bekannte Chalet dieses Jahr das 80-jährige Jubiläum.
15. Mai 1945: Schön. Auf dem Sattel gewesen um dann das Chalet anzufangen, mit den Architekten.
Dieser Eintrag stammt aus dem Tagebuch von Hermann Schuwey. Fast täglich schrieb er über das Wetter, die erledigten Arbeiten und die Erlebnisse mit der Familie. Der Zimmermann zog während der Bauarbeiten mit seiner Familie im Juni 1945 in das Satteli, ein Chalet unterhalb des Regimentchalets. Der älteste Sohn Beat war damals sechsjährig, die kleine Schwester Christiane fünf Monate alt. Die Mutter kochte jeden Tag für die Arbeiter, erinnert sich Beat Schuwey: «Mama kochte für alle, und ich brachte das Essen auf die Baustelle.» Es war eine strenge, aber schöne Zeit. «Jeden zweiten Tag lief die Mutter nach Jaun runter, um frisches Gemüse zu besorgen», erzählt Christiane Brülhart-Schuwey. Der Sommer im Satteli bleibt dank der Tagebucheinträge des Vaters für die Familie lebendig festgehalten.

25. Mai 1945: Schön und am Abend stark geregnet. Auf dem Sattel angefangen Maschinen installieren und das provisorische Dach abgerissen.
Mit fein säuberlicher Tintenschrift hielt Hermann Schuwey die Fortschritte am Regimentchalet fest. Das Holz für den Bau wurde unterhalb der Baustelle im Wald geschlagen und mit Ross und Wagen hoch transportiert.
29. Mai 1945: Schön. Motor hinauf transportiert und angefangen hobeln.
Sechs Tage pro Woche arbeiteten die Handwerker am Fusse der Sattelspitzen auf 1751 Metern über Meer, bevor sie am Samstagabend ins Tal zurückkehrten und am Montag ihre Arbeit wieder aufnahmen.
30. Mai 1945: Morgen Nebel, kalt und am Nachmittag sehr stark geregnet und geschneit im Sattel oben. Wagenfräse installiert.

4. Juni 1945: Ein schöner Tag. Mit der ganzen Familie in das Satteli hinauf gezügelt. Da installiert und angefangen Wände hobeln.
Im Sommer 1944 stürzte südwestlich des Jaunpasses ein Flugzeug ab. Der deutsche Bomber Ju-88 zerschellte in dem unwegsamen Gelände. In der Nähe der Absturzstelle sammelte Beat Schuwey im Sommer darauf mit seiner Mutter Heidelbeeren. «Manchmal kamen Leute vorbei und nahmen Wrackteile mit», erinnert sich der Sohn zurück.
27. Juli 1945: Die Herren von Freiburg waren da, es gab etwas zu trinken mit Brot und Wurst.
«Ora et labora – bete und arbeite», das sei das Motto des Vaters gewesen, blickt Beat Schuwey zurück. Der 86-Jährige trat in jungen Jahren in die Fussstapfen seines Vaters. Er wurde ebenfalls Zimmermann und übernahm den Betrieb, der heute bereits in fünfter Generation geführt wird.
3. August 1945: Schöner Sonntag, Patron gefeiert. Ins Dorf hinunter gewesen in die Messe.

1. September 1945: Wieder in den Fang herunter gezügelt.
Die Familie Schuwey wuchs in den Jahren nach dem Bau des Regimentchalets auf insgesamt zehn Kinder an. Acht davon feierten das 80-jährige Jubiläum bei einem Fondue in dem Chalet, das ihr Vater erbaute. Gemeinsam gedachten die Kinder der Arbeit ihrer Eltern im Sommer 1945.
23. September 1945: Die Einweihung vom Regimentchalet fand nun statt. Um 10 Uhr war Messe und dann gabs Z’Mittag für alle Arbeiter.
Beat Schuwey schliesst das Tagebuch seines Vaters. Seine Schwester räumt die leeren Kaffeetassen und die Dose mit den Bretzeln in die Küche. Über die Jahre haben sich viele Tagebücher angesammelt. Den letzten Eintrag schrieb Hermann Schuwey am 18. Januar 1981, bevor er im Februar desselben Jahres verstarb. Eine Angewohnheit haben die beiden Geschwister von ihrem Vater übernommen – beide schreiben Tagebuch.
Geschichtliche Hintergründe
Initiant für den Bau des Regimentchalets war Paul Wolf, Major des 16. Bataillons der Gebirgsjäger, so steht es auf der Webseite des Soldatenchalets. Seine Absicht war, ein Ausbildungszentrum für Sommer- und Winterübungen für Militärtruppen zu schaffen. Nachdem ein geeigneter Platz für das Chalet gefunden war, begannen 1944 die Bauarbeiten unter der Leitung der beiden Architekten Marcel Colliard und Georges Rosset aus Freiburg und des Ingenieurs Jean Barras aus Bulle. Für die Arbeiten wurden der Zimmermann Hermann Schuwey aus Im Fang und der Maurer Alfred Thürler engagiert und vom Militär unterstützt. Am 23. September 1945 fand die Eröffnungsfeier statt. Das Regimentchalet ist Eigentum der Stiftung Freiburger Soldatenhaus. Das 80-jährige Jubiläum des Regimentchalets wird am Sonntag, 7. September, mit einem Volksfest gefeiert. (sal)
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