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Priester feiert in Jaun Erstkommunion trotz Missbrauchsvorwürfen

FN Artikel, online am 3. Juli 2025

In Jaun leitete ein umstrittener Priester die Erstkommunion – obwohl gegen ihn seit Jahren Missbrauchsvorwürfe und ein Kontaktverbot bestehen.

Fabian Aebischer



Der Fall eines umstrittenen Priesters, der in der Pfarrei Jaun aushilfsweise zum Einsatz gekommen ist, sorgt im Greyerzer Bergdorf für Diskussionen. Der Priester war über die Pfarrei direkt als Aushilfe angestellt worden, ohne das übliche Verfahren via Bistum zu durchlaufen – so wusste niemand, dass er wegen früherer sexueller Übergriffe keinen Kontakt zu Kindern haben durfte.

Wie die Zeitung «Blick» und das Nachrichtenportal «Nau» berichteten, wurde der betreffende Priester, ein deutscher Geistlicher, bereits 2019 mit einem 200-Meter-Kontaktverbot zu Kindern belegt. Dies, nachdem er unter anderem einem Mädchen unter die Bluse gefasst hatte. Der Abt von Saint-Maurice verfügte damals, er dürfe keine Messen mit Kindern mehr zelebrieren. Trotzdem trat der Mann seither wiederholt öffentlich auf – darunter jüngst bei der Erstkommunion in Jaun.

Der Priester hatte tatsächlich Kontakt zu Kindern im Rahmen der Erstkommunionvorbereitung, jedoch stets in Begleitung der zuständigen Katechetin. 
Laure-Christine Grandjean

Die Nachricht sorgte vor Ort für Aufruhr. Mehrere Eltern wandten sich gemäss Medienberichten an die Pfarrei. Auf Anfrage von «wir Freiburg.», ob die Pfarrei von der Vorgeschichte des Priesters wusste, gab Pfarreipräsident Roland Thürler keine weiteren Auskünfte, sondern verwies auf die Diözese.

 

Kontakt zu Kindern 

Vom Bistum Lausanne, Genf und Freiburg hiess es auf Anfrage von der Kommunikationsverantwortlichen, Laure-Christine Grandjean: «Wir haben derzeit keine Kenntnis über die Art der erwähnten Anschuldigungen, sondern wissen lediglich, dass der Abt von Saint-Maurice die Entsendung dieses Priesters in unser Bistum nicht befürwortet.» Das Bistum erklärte, dass die genauen Gründe für die fehlende Befürwortung nicht bekannt seien, man sie jedoch ernst nehme. Grandjean sagt: «Der Priester hatte tatsächlich Kontakt zu Kindern im Rahmen der Erstkommunionvorbereitung, jedoch stets in Begleitung der zuständigen Katechetin.»

Dieser Priester hatte kein Mandat vom Bischofsamt. Er war von der Pfarrei kontaktiert worden, um auszuhelfen. 
Laure-Christine Grandjean

Das Bistum stellt klar: «Der Priester hatte kein Mandat vom Bischofsamt. Er war von der Pfarrei kontaktiert worden, um auszuhelfen.» Als das Bischofsamt erfuhr, dass er dort Vertretungen übernahm – ohne dessen Zustimmung –, forderte es die üblichen Unterlagen an. Das Bistum erhielt daraufhin Auszüge aus dem Strafregister. Darunter auch das Sonderregister, das sich auf Delikte an Minderjährigen bezieht. Es enthielt jedoch keinerlei Einträge, wie Laure-Christine Grandjean festhielt. Deshalb habe das Bistum eine vorläufige Genehmigung für dringende Aushilfen erteilt.

Die Mediensprecherin hält jedoch auch fest, dass das Bistum kurz davor stand, den Priester abzulehnen. Dies, weil er es versäumte, die letzte Bescheinigung seines Vorgesetzten vorzuweisen. Er habe dies damit erklärt, dass die Abtei St. Maurice sich in einer Krisensituation befinde und andere Prioritäten habe. Für das Bistum sei klar, dass eine Einstellung nur erfolgen könne, wenn alle Dokumente vorliegen. «Hier verlief das Verfahren also nicht konform», bestätigt sie. Wegen der Notsituation habe das Bistum aber trotzdem grünes Licht gegeben und sich dabei auf die beiden Strafregisterauszüge verlassen.

Als die Vorwürfe gegen den Priester publik wurden, habe der Bischof dem Priester deutlich signalisiert, dass er in dieser Diözese keinen Dienst verrichten könne, hält die Pressesprecherin fest. Es sei nun an der Abtei St. Maurice, die weiteren Schritte für seine Nachfolge zu unternehmen. In diesem Walliser Kloster sind vor kurzem eine Reihe von Missbräuchen bekannt geworden (wir berichteten).

 

Unterstützung für Betroffene 

Und wie geht es für die Bevölkerung weiter? Das Bistum hat Massnahmen zur Betreuung der betroffenen Familien eingeleitet. Laure-Christine Grandjean bestätigt, dass Ansprechpartner bereitstehen, die den Kindern und ihren Eltern Unterstützung anbieten. Diese Hilfe kann über die örtliche Pfarrei in Anspruch genommen werden.

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Kommentare: 1
  • #1

    Cottier Gilbert (Freitag, 04 Juli 2025 08:35)

    Das ist einfach unglaublich und das noch in der Heutigenzeit.
    Ich war auch ein Opfer vom sexuellem Missbrauch, vom damaligen Kaplan in Im Fang.
    Nachträglich habe ich vernommen, dass der Bischof und die Behörden davon wussten, aber leider gemacht haben sie nichts.
    Der Fall hat sich erst vor einigen Jahren erledigt.
    Ich bin Gott sei Dank nicht mehr in der verlogen Kirche.

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