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Die Jaun-Bahnen wappnen sich für die Zukunft

Quelle: Ann-Christine Nöchl (Archivbild FN)
Quelle: Ann-Christine Nöchl (Archivbild FN)

FN Artikel vom 24.06.2025

Belinda Balmer

 

Die Tourismusregion Jaun will attraktiver werden. Neue Grillplätze und ein grösserer Campingplatz sollen mehr Leute anziehen. Dies sieht der Masterplan der Jaun-Gastlosen-Bergbahnen AG vor.

 

In die Zukunft blicken und ein neues Kapitel anfangen. Unter diesem Credo wird die Generalversammlung der Jaun-Gastlosen-Bergbahnen stehen, deren Aktionärinnen und Aktionäre sich am Donnerstag treffen werden. Nachdem die Firma in eine finanziell schwierige Lage geraten war, hat sich das Blatt nun gewendet (siehe Kasten). Verwaltungsratspräsident Thomas Rauber betont: «Die turbulente Zeit ist Vergangenheit. Die Jaun-Gastlosen-Bergbahnen AG sind finanziell gesund und solide aufgestellt.»


 

Touristen im Winter und Sommer

Damit dies auch in Zukunft so bleibt, haben die Jaun-Bahnen ein Konzept entwickelt, um die Zukunft des Betriebs langfristig zu sichern. Denn die Winter werden wärmer, das Angebot muss auch in den anderen Jahreszeiten attraktiv sein. «Wir müssen den Betrieb strategisch so aufstellen, dass sich langfristig der Betrieb das ganze Jahr über lohnt», sagt Thomas Rauber. Der Winter bleibe aber weiterhin wichtig für die Bergbahnen.

 

Die Jaun-Bahnen sind mit diesem Problem nicht alleine. Viele Bergbahnen befinden sich in der gleichen Lage. So haben kürzlich auch die Bergbahnen La Berra ihre Zukunftspläne präsentiert (wir berichteten), und die Kaisereggbahnen investieren mit einem Bike-Flowtrail in die Stärkung des Sommerangebots (wir berichteten).

 

Camping attraktiver machen

Das Konzept, der sogenannte Masterplan, den der Verwaltungsrat mit finanzieller Unterstützung des Kantons entwickelt hat, wird am Donnerstag den Aktionärinnen und Aktionären vorgestellt. Er sieht einige konkrete Massnahmen vor, die voraussichtlich in den nächsten Jahren umgesetzt werden. Jedoch auch einige Ideen, die noch nicht umsetzbar sind, aber eine Art Vision für die Zukunft darstellen.

«Wir wollen dafür sorgen, dass die Bahn ganzjährig attraktiv bleibt», sagt Thomas Rauber. Eine konkrete Massnahme sieht vor, den Spielplatz bei der Bergstation zu erneuern und ihn mit Grillplätzen zu ergänzen. Zudem wird die provisorische Buvette, die letztes Jahr eingerichtet wurde (wir berichteten) in Zukunft permanent bestehen bleiben.

Ähnliche Pläne hat der Verwaltungsrat bei der Talstation. Dieser werde bereits jetzt von Campern genutzt. Der Platz soll neu gestaltet werden, um diesen noch attraktiver zu machen. Die Campingzone soll erneuert und vergrössert werden und vom restlichen Parkplatz abgegrenzt werden. Diese konkreten Massnahmen wollen die Jaun-Bahnen bis 2026 umsetzen.

 

Beschneiung: Abgespeckte Variante

Ein weiteres Vorhaben, dass der Verwaltungsrat demnächst umsetzen will, sind Arbeiten an der Beschneiungsanlage. Die bestehende Anlage ist 30 Jahre alt. Von der Idee einer neuen Beschneiungsanlage sei man abgekommen, so Thomas Rauber. Dies, obwohl bereits eine Baubewilligung vorliegt. Die Kosten wären mit rund 5 Millionen Franken zu hoch für die Bergbahnen.

Stattdessen soll die bestehende Anlage für rund 900‘000 Franken saniert werden, so werde sie noch mehr als zehn Jahre funktionstüchtig sein. Die Abschreibungsdauer hat die AG jedoch auf ein Jahrzehnt begrenzt, denn Thomas Rauber sagt: «Der Klimawandel ist nicht aufzuhalten. Wir wissen nicht, wie es in zehn Jahren aussieht.»

 

Die Kosten der bereits erwähnten Arbeiten inklusive der Beschneiungsanlage belaufen sich auf rund 2,3 Millionen Franken. Finanzierbar seien diese ersten Investitionen auf jeden Fall, sagt Thomas Rauber. Der kantonale Tourismusfond übernimmt für touristische Projekte neun Prozent der Kosten. Für den ersten Schritt werde eine zusätzliche Aktienkapitalerhöhung von rund 300’000 Franken nötig, wovon die Hälfte schon gesichert sei. Von der Aktienkapitalerhöhung letztes Jahr sei auch noch Geld übrig. «Ich bin zuversichtlich, wir müssen nun ergänzend noch Gönner und Sponsoren finden.»

 

Ein Bergsee für Jaun?

Neben den konkreten Massnahmen sieht der Masterplan auch visionäre Projekte vor. So ist zum Beispiel die Rede von einem Bergsee bei der Bergstation, der Teil eines sogenannten Basecamps mit weiteren Übernachtungsangeboten sein könnte. Auch ein Streichelzoo bei der Talstation ziehen die Bergbahnen in Betracht. Thomas Rauber sagt: «Das ist unsere Idee, eine Vision, aktuell wäre sie gar nicht realisierbar, finanziell und auch raumplanerisch», jedoch sei es der Sinn eines strategischen Plans, dass man etwas weiter schaue als bis zur Nasenspitze. Die Ideen würden in den Folgejahren noch einem Realitätscheck unterzogen werden müssen, so Rauber weiter.

 

Als weiteren wichtigen Punkt im Masterplan sehen die Jaun-Gastlosen-Bergbahnen die Schaffung einer eigenständigen Destinationsorganisation vor. Diese soll sich um die Entwicklung sowie die zentrale Koordination und Vermarktung der Angebote und Leistungsträger kümmern. Die neue Firma soll sich als Kompetenzzentrum durch Einnahmen aus Projekten, erbrachten Dienstleistungen und aus eigenen Betrieben selbst finanzieren.

Im Jahr 2024 zählten die Jaun-Bahnen rund 60‘000 Gäste, 20‘000 im Sommer, 40‘000 im Winter. Das Ziel sei, in den nächsten fünf Jahren einen Zuwachs der Besucherzahlen im Umfang von rund zehn Prozent zu erreichen. Über das gesamte Jahr gesehen sei dies realisierbar, so Rauber.



 

Positiver Jahresabschluss

Die Jaun-Gastlosen-Bergbahnen AG haben eine turbulente Zeit hinter sich: Im Geschäftsjahr 2022/23 verzeichneten sie einen Jahresverlust von fast 386‘000 Franken wegen des schlechten Wintergeschäfts. Um die Bergbahnen zu retten, formierte sich ein neuer Verwaltungsrat unter der Führung von Thomas Rauber, der daraufhin ein Sanierungskonzept präsentierte und in die Wege leitete (wir berichteten).

Die getroffenen Massnahmen haben ihre Wirkung nicht verfehlt. Für das Jahr 2024, das die Sommersaison 2024 sowie die Wintersaison 2024/25 beinhaltet, verzeichnen die Jaun-Gastlosen-Bergbahnen AG – vor den Abschreibungen – einen ausgeglichenen Jahresabschluss mit einem Betriebserfolg von 68‘000 Franken, während dieselbe Zahl im vorherigen Jahr noch einen Betriebsverlust von rund 105‘000 Franken auswies. Mit Abschreibungen bleibt so für die Jaun-Bahnen 2024 ein Jahresgewinn von rund 565 Franken gegenüber einem Verlust von rund 58‘000 Franken im Vorjahr. (bba)

 

 

 

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